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Religiöse Repression: Mönche und Nonnen werden zur Rückkehr nach Hause gezwungen

Radio Free Asia, rfa.org, 24. Oktober 2014 –

Um ihre Kontrolle über die monastische Gemeinschaft zu intensivieren, wiesen die chinesischen Behörden im Bezirk Jomda, Präfektur Chamdo, TAR, die Tibeter an, alle Mönche und Nonnen in ihren Familien, die in buddhistischen Lehranstalten in westchinesischen Provinzen eingeschrieben sind, sofort nach Hause kommen zu lassen.

Denjenigen, die ihre Angehörigen nicht zurückholen, werden Strafen angedroht, einschliesslich des Entzugs aller Formen staatlicher Hilfe.

Die Anordnung, ihre Familienmitglieder aus den Klöstern zurückzuholen, wurde bei einem Treffen des gesamten Bezirks verabschiedet und folgt auf ähnliche Bestrebungen in Driru (Biru) in der benachbarten Präfektur Nagchu (Naqu), um die Fortbewegung von Mönchen und Nonnen und die Grösse der Klöster, die von den Behörden als Zentren des Widerstandes gegen die chinesische Herrschaft gesehen werden, besser kontrollieren zu können.

„Alle Familien in Jomda müssen nun so bald wie möglich an ihre monastischen Familienmitglieder, die in buddhistischen Instituten in Qinghai und Sichuan studieren, schreiben und sie zur Rückkehr auffordern“, teilte eine dortige Quelle mit.

Bei diesen Instituten handelt es sich vor allem um die grossen buddhistischen Studienzentren in Larung Gar im Bezirk Serthar und Yachen Gar im Bezirk Palyul, die beide zur TAP Kardze, Provinz Sichuan, gehören.

 

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„Staatliche Angestellte sagten, der Befehl sei direkt von der Zentralregierung ausgegangen, und es müsse ihm unbedingt gehorcht werden, wobei die Konsequenzen für Nichtbefolgung genau aufgeführt seien“.

Die Namen von Mönchen und Nonnen, die nicht zurückkehren, werden aus dem Familienregister des Bezirks gelöscht, teilte die Quelle mit: „Ihre Personalausweise werden ebenfalls für ungültig erklärt und jede ihren Familien gewährte staatliche Hilfeleistung, egal wie hoch, wird gestrichen“.

„Die Behörden teilten jetzt mit, dass sie die Personalausweise von Mönchen und Nonnen aus Jomda überprüfen müssen, und dafür zu sorgen haben, dass die Klöster sich an die staatlich festgesetzte Obergrenze für die Anzahl von Mönchen und Nonnen, die bei ihnen eingeschrieben sind, halten“. „Sie bestehen auch darauf, dass niemand Mönch oder Nonne wird, der jünger als 18 Jahre ist“.

Die dort lebenden Familien erwägen nun, um Erlaubnis zu bitten, dass ihre zurückkehrenden Söhne und Töchter Klöster und Studienzentren in Jomda selbst besuchen dürfen, doch „sie haben keine grosse Hoffnung, da die Behörden den religiösen Zentren bereits Restriktionen auferlegten“.

„So wurde beispielsweise im Januar 2012 das Studienzentrum im Kloster Boyak in Jomda zur Schliessung gezwungen, was mit der Grund ist, warum Mönche und Nonnen aus unserer Gegend sich zum Studium nach Qinghai und Sichuan begeben mussten“.

Zwei Mönche von Boyak, Drubgyu und Jamyang Yeshe, wurden im März 2012 wegen „regierungsfeindlicher Aktivitäten“ in Gewahrsam genommen, und nach eineinhalb Jahren Haft unter Hausarrest gestellt, teilte die Quelle mit.

Tulku Trinley Rabten, ebenfalls aus dem Kloster Boyak, starb während der Haft, nachdem ihm die medizinische Behandlung verweigert worden war. Ein anderer Mönch aus Boyak, Khenpo Khedrup, war drei Monate lang inhaftiert.

Die Kampagne zur Überwachung der politischen Ansichten der tibetischen Dorfbewohner nahm in der Präfektur Chamdo, zu welcher der Bezirk Jomda gehört, besonders aufdringliche und lästige Züge an. So wurden die tibetischen Familien gezwungen, Fotos von chinesischen Staatsführern aufzustellen, und Klöster und Privathäuser angewiesen, die chinesische Nationalflagge auf ihren Dächern wehen zu lassen.

In den von Tibetern bevölkerten Gebieten Chinas flammten seit 2008 überall immer wieder Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft auf, wobei sich inzwischen 133 Tibeter selbst anzündeten, um gegen Peking zu protestieren und die Rückkehr des Dalai Lama, ihres geistlichen Oberhaupts, aus dem Exil zu fordern.

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Arbeitsgruppe München

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