Allgemein

Tibet-Information der GSTF vom 18. Dezember 2014

Erste Selbstverbrennung nach 3 Monaten

Am 16. Dezember zündete sich der 33-jährige Sangye Khar vor der Polizeistation der Ortschaft Amchok in der Präfektur Kanhlo (heutige chinesische Provinz Gansu) an. Laut Augenzeugen soll die Polizei noch versucht haben, die Flammen zu löschen, jedoch sei alle Hilfe zu spät gekommen. Angeblich wurde sein Körper unter Protesten der anwesenden Tibeter von Sicherheitskräften abtransportiert; die Kremation habe kurz darauf im nahe gelegenen Kloster Labrang stattgefunden.
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Der Zeitpunkt der Selbstverbrennung fällt auf den Todestag des Gelehrten und Heiligen Tsongkapa, der die Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus begründete, der auch der Dalai Lama angehört. Der Gedenktag, bei dem traditionell Butterlampen entzündet werden, wurde unterdessen von einer grossen Menschenmenge in Lhasa vor dem Jokhang-Tempel begangen. Die Feiern der Gläubigen waren von einem grossen Aufmarsch an Sicherheitskräften und auch Feuerwehrmännern begleitet.

Fotos von Sangye Khar, der Menschenmenge in Lhasa und des Aufmarsches der Sicherheitskräfte sind zu sehen bei ICT: http://www.savetibet.org/self-immolation-in-eastern-tibet-and-major-troop-deployments-in-lhasa-as-tibetans-mark-religious-anniversary/.

Von Sangye Khar ist nur bekannt, dass er aus der gleichen Region stammt. Die meisten Familien leben dort vom Ackerbau. Nach der Selbstverbrennung wurden alle Kommunikationsleitungen nach Amchok blockiert, und es seien Sicherheitskräfte in grosser Zahl aufmarschiert. Damit steigt die Zahl der Selbstverbrennungen auf 134.

Angesehener Dorfvorsteher stirbt in Haft

Der ungeklärte Tod eines in der Unruhe-Region Driru hoch angesehenen Dorfvorstehers in Haft hat Vorwürfe laut werden lassen, er sei gezielt umgebracht worden, weil er zu grossen Einfluss hatte. Der Tibeter Bachen Gyalwa, auch Gyachen oder Ngawang Monlam genannt, starb nach seiner erzwungenen Absetzung und Verhaftung am 21. November in der Haftanstalt des Bezirks Driru. Die genauen Umstände seines Todes sind nicht bekannt.

Bachen Gyalwa war früher Mönch in einem lokalen Kloster gewesen. Fest steht, dass er in seinem Dorf Ushung wegen seines sozialen Engagements sehr hohes Ansehen genoss. Während seiner Amtszeit wurde im Dorf eine grosse Versammlungshalle gebaut, in der religiöse Belehrungen und Feiern abgehalten wurden und kulturelle Anlässe stattfanden. Auch habe er dafür gesorgt, dass Tibeter Schreib- und Leseunterricht bekamen und so die Probleme durch Alkohol, Glücksspiel und Diebstahl unter den ungebildeten und oft arbeitslosen Jugendlichen vermindert wurden.

Als Grund für seine Verhaftung sehen viele Tibeter, dass er den lokalen Behörden mit seinem Engagement und Ansehen ein Dorn im Auge war. Inzwischen wurde ein neuer Dorfvorsteher eingesetzt. Mit Bachen Gyalwa wurden mindestens vier weitere Tibeter verhaftet, die ihm verbunden waren, deren Schicksal aber unbekannt ist. Nach Bekanntwerden seines Todes mussten sich alle Dorfbewohner mit Unterschrift oder Fingerabdruck unter ein Dokument verpflichten, darüber Stillschweigen zu bewahren. Andernfalls wurden Strafen angedroht.

Quellen: Phayul; Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia; International Campaign for Tibet ICT

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya

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