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Tibet-information der GSTF vom 17. März 2015

Tibeter verbrennen mit Pelzen und Tierfellen besetzte Kleider

Am 27. Februar verbrannten Einwohner im Bezirk Dechen, in der heutigen chinesischen Provinz Yunnan, öffentlich ihre mit Pelzen besetzten Kleider. Damit folgten sie einem Aufruf des Dalai Lama, den dieser schon vor 9 Jahren verbreitet hatte.

Kleider, die mit Fuchspelzen oder anderen Tierfällen wie Leopard oder Otter verbrämt sind, gehören traditionell zum wertvollen Familienbesitz und werden über Generationen weitergegeben. Den teilnehmenden Familien war bewusst, dass die Behörden dieses als Loyalitätskundgebung für den Dalai Lama interpretieren könnten, mit Konsequenzen bis zur Verhaftung und Misshandlungen.

Hintergrund: Die Verbrennungskampagne im Jahre 2006

Im Februar 2006 hatte die Bewegung mit Verbrennungen an mehreren Orten vor allem im Osten Tibets begonnen und sich zu einer regelrechten Massenbewegung entwickelt, nachdem der Dalai Lama im Exil die Tibeter gebeten hatte, aus Respekt für Lebewesen das in Mode gekomme Tragen von solchen Kleidern zu unterlassen. Nach Schätzungen von Associated Press im März 2006 waren bei solchen Verbrennungsaktionen, an denen teilweise über 10‘000 Personen teilnahmen, Kleider im Wert von $400 Millionen vernichtet worden [vergl. Tibet-Information vom 15. Februar, 4. März und 3. Mai 2006; UM].

Das Tragen von exotischen Tierfellen hatte sich seit Mitte der 90-Jahre als eine Modeerscheinung in Tibet entwickelt. Viele waren von Funktionären und Kadern getragen worden, um sich als „neumodisch“ und reich darzustellen. Vor allem öffentliche Anlässe, ob traditionelle tibetische oder solche der kommunistischen Partei, wurden als „Laufstege“ benutzt, um sich dort – nicht selten unter Anwesenheit des Fernsehens – entsprechend darzustellen.

Die Verbrennungsaktionen hatten damals die Behörden völlig überrascht und verwirrt. Manche versuchten, sich selbst an die Spitze der Bewegung zu stellen, die im Übrigen im Einklang mit chinesischen Umweltgesetzten steht, und hätten diese als Resultat ihrer Umweltkampangen bezeichnet. Als man erkannte, dass dieses im Grunde eine Loyalitätsbekundung für den Dalai Lama war, schlug die Reaktion in Repression um. So wurden die Kameras derjenigen konfisziert, die die Verbrennungen fotografieren wollten. Auch nahm man 8 junge Anführer fest; unter diesen sich interessanterweise 3 Chinesen befanden. Kader wurden gewarnt, dass ihre Teilnahme an einer Vernichtungsaktion die Entlassung nach sich ziehen würde. Auch wurden Kader in die Dörfer entsandt, um dort eindringlich auf das Verbot hinzuweisen.

Mitarbeiter des Fernsehsenders Qinghai Television wurden unter Drohungen gezwungen, als Gegenreaktion Kleider mit wertvollen Pelzen zu tragen. Zwei offizielle Vertreter der Propaganda-Abteilung der Provinzregierung von Qinghai und der Kommunistischen Arbeiterfront besuchten den Fernsehsender und drohten den Mitarbeitern mit Konsequenzen, wenn sie nicht wieder die mit Pelzen verbrämten traditionellen tibetischen Kleider trügen. Der Chef des Fernsehsenders führte allerdings rein ästhetische Gründe für diese Aufforderung an. Gegenüber Radio Free Asia bemerkte er damals: „Der Grund dafür ist, dass unsere Mitarbeiter alte Kleider tragen, die nicht schön und bunt sind… Wir wollten gern die traditionellen Kleider mit einem neueren Design verbessern.“ Die Kosten dafür werden von der Arbeiterfront getragen, weil der Sender dafür kein Geld hat.

Im Zuge der Kampagne zur Vernichtung von Tierfellen fielen auf dem Markt in Lhasa die Preise für die (illegal gehandelten) Pelze teilweise erheblich. Beispielsweise fielen die Preise für Tiger- und Leopardenfelle um die Hälfte.

Nonnen werfen geschenkte Schuhe fort

Am 9. März besuchten chinesische Funktionäre das Nonnenkloster Drakkar Choeling in der osttibetischen Präfektur Kardze. Die Funktionäre verlangten, dass die Nonnen ihre Loyalität zu China erklären. Gleichzeitig warnten sie, dass sie „ernste Strafen“ zu befürchten hätten, wenn sie sich an anti-chinesischen Protesten beteiligen würden.

Als Geschenk hatten die Funktionäre Schuhe mitgebracht, die sie den Nonnen überreichen wollten. Die Nonnen entgegneten, dass sie mehr als genug Schuhe hätten, ihnen aber die Freiheit fehlen würde. Aus Protest warfen sie die geschenkten Schuhe in den Klosterhof. Es ist nicht bekannt, wie die offizielle Reaktion ausfiel; hingegen ist diese Aktion mit Berichten in sozialen Netzwerken und Fotos  von mehreren Quellen bestätigt.

Quellen: Radio Free Asia; Tibet Information Network; Basler Zeitung; Associated Press

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya

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