Allgemein

Tibet-Information der GSTF vom 8. September 2015

Trotz Verboten: Gebetszeremonien für Tenzin Delek Rinpoche

An zahlreichen Orten in Tibet wurden am 49. Tag nach dem Tode des hoch geachteten Gelehrten Tenzin Delek Rinpoche trotz Verboten und Restriktionen Gebetszeremonien abgehalten. Tenzin Delek war am 12. Juli in einem Hochsicherheitsgefängnis in der chinesischen Provinz Chengdu unter unklaren Umständen gestorben. Sein Leichnam wurde in aller Eile kremiert, zwei seiner Verwandten, die eine unabhängige Untersuchung der Todesursache forderten, vorübergehend inhaftiert, und die Urne mit seiner Asche beschlagnahmt.

Obwohl die Behörden im Heimatbezirk von Tenzin Delek, Nyagchuka, allen Bewohnern explizit Diskussionen über seinen Tod verboten und Mobiltelefonnetze und das Internet blockiert hatten, wurden am wichtigen 49. Tag nach seinem Tod in mehreren Klöstern längere Gebetszeremonien abgehalten. Dabei trugen die Mönche auch Portraits des Dalai Lama in die Klöster.

Ähnliche Zeremonien wurden auch in mehreren Klöstern in den Bezirken Bathang und Lithang abgehalten.

Beim alljährlich stattfindenden Rukyil-Fest in Lithang, das wegen seiner Pferderennen bekannt ist, wurden an diesem Tag alle Veranstaltungen abgesagt und stattdessen Gebete abgehalten. Auch in einer anderen Region in Lithang, wo nach traditionellen Gebetszeremonien Pferderennen stattfinden, wurden letztere zugunsten von Gebeten abgesagt.

Das Heimatkloster von Tenzin Delek ist weiterhin von Sicherheitskräften umstellt, die nur Personen einlassen, die von den Behörden eine spezielle Bewilligung erhalten haben. In der Region werden politische Umerziehungsveranstaltungen abgehalten, und junge Männer müssen unter Strafandrohung bei Verweigerung an militärischen Übungen teilnehmen.

Radio Free Asia, http://www.rfa.org/english/news/tibet/monk-09022015143012.html, 2. September 2015
Parade und Weissbuch: “Tibet erlebt Goldenes Zeitalter”

Am 8. September feierte die Volksrepublik China den 50. Jahrestag der Gründung der „Autonomen Region Tibet“ mit einer grossen Parade vor dem Potala-Palast in Lhasa. Entgegen Spekulationen nahm Chinas Partei- und Staatspräsident Xi Jinping nicht an der Zeremonie teil. Der lokale Parteivorsitzende in Tibet, Yu Zhengsheng, beschwor in einer landesweit übertragenen Ansprache einmal mehr die Notwendigkeit, mit Entschiedenheit die „Stabilität“ in Tibet zu bewahren.

Nach dem Weissbuch im April d.J., in dem die chinesische Regierung dem „Mittleren Weg“ des Dalai Lama eine klare Absage erteilt, wurde anlässlich des Jahrestages ein weiteres Weissbuch publiziert, das die Annexion Tibets mit wirtschaftlichen Kennzahlen rechtfertigen soll.

Der Vorschlag des „Mittleren Weges“ negiere die „regionale ethnische Autonomie“, die zum „Fortschritt“ in Tibet beigetragen habe, so das Weissbuch. Und weiter: „Die separatistischen Aktivitäten der Dalai-Gruppe verletzen die Verfassung der Volksrepublik China und schaden den fundamentalen Interessen aller ethnischen Gruppen in Tibet. Deswegen trafen sie [die separatistischen Aktivitäten; UM] auf starke Ablehnung aller Völker Chinas, einschliesslich derjenigen aller ethnischen Gruppen in Tibet… Die ethnische Autonomie hilft allen Gruppen in Tibet, damit sie ihr Schicksal selbst bestimmen und volle demokratische und weitgehende wirtschaftliche, soziale und kulturelle Freiheit geniessen.“

Danach werden mehrere wirtschaftliche Kennzahlen, wie Bruttosozialprodukt, pro-Kopf-Einkommen, Exportvolumen und Steuereinkünfte angeführt, die alle in 50 Jahren einen dramatischen Anstieg erfuhren und weiter deutlich steigen, so dass Tibet jetzt sein „Goldenes Zeitalter“ erlebe. Die tibetische Kultur, Religionsfreiheit und der Schutz der Umwelt würden sorgfältig beachtet.

Press Trust of India, http://www.ptinews.com/news/6474820_China-showcases-50-yrs-of-its-hold-on-Tibet-nbsp–.html, 8. September 2015
Polizei verhaftet tibetischen Mönch nach Solo-Protest

Nur einen Tag vor der grossen Parade in Lhasa wurde der 19-jährige Mönch Lobsang Kalsang verhaftet, nachdem er auf der Hauptstrasse im osttibetischen Ngaba einen Solo-Protest durchführte. Ein heimlich aufgenommenes Video  zeigt, wie er allein mit einem Schild, das vermutlich ein Bild des Dalai Lama zeigt, über die Hauptstrasse läuft. Dabei soll er Parolen zur Freiheit Tibets gerufen haben. Nur wenige Minuten später ist zu sehen, wie sich Polizisten auf ihn stürzen und ihn abdrängen. Die umstehenden Tibeter zeigten nach der Verhaftung gegenüber den Polizisten ihre Sympathie für die Prostestaktion.

Lobsang Jinpa stammt aus dem Kloster Kirti, das Schauplatz zahlreicher Selbstverbrennungen war. Sein zwei Jahre älterer Bruder wurde im November 2014 zu 2 Jahren Haft wegen „separatistischer Aktivitäten“ verurteilt.

Tibet Post International, http://www.thetibetpost.com/en/news/tibet/4707-buddhist-monk-arrested-after-lone-protest-in-amdo-ngaba-tibet, 7. September 2015

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya

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