Allgemein Schweiz

Dalai Lama-Besuch: China übt Druck auf Stadtrat aus

Tagesanzeiger: 2.10. 2016

Die Zürcher Stadtregierung gibt zu: Vor dem Besuch des geistlichen Oberhauptes der Tibeter kamen unmissverständliche Worte aus Peking.

Der Dalai Lama wird am 15. Oktober ein Friedensgebet im Grossmünster abhalten. Teilnehmen wird neben anderen Regierungspräsident Mario Fehr (SP) und Kantonsratspräsident Rolf Steiner (SP). Der Zürcher Stadtrat allerdings liess sich entschuldigen, was im Gemeinderat zu einer von 50 Mitgliedern unterzeichneten dringlichen Anfrage geführt hat.

Selten ist die Antwort einer Exekutive so undiplomatisch offen wie die nun veröffentlichte. Wörtlich: «Das chinesische Generalkonsulat in Zürich hat sich mehrfach dahingehend geäussert, dass es begrüssen würde, wenn Mitglieder des Stadtrats auf persönliche Treffen mit dem Dalai Lama verzichteten.» Der Stadtrat verweist dann noch auf seine «Autonomie bezüglich seiner Entscheide über Treffen mit Persönlichkeiten».

Ferien statt Dalai Lama

Und so begründet der Stadtrat seine Absage: «An besagtem Termin, der sehr kurzfristig bekannt gegeben wurde und mitten in den Herbstferien liegt, war den Mitgliedern des Stadtrats eine Teilnahme aus terminlichen Gründen nicht möglich.» Die Medien hatten allerdings bereits im Juli über den Besuch des Dalai Lama in Zürich berichtet und die Teilnahme von Mario Fehr angekündigt.

Gemäss Christoph Sigrist, Pfarrer des Grossmünsters, wurde der Stadtrat schriftlich «in der zweiten Augusthälfte» zur Teilnahme eingeladen. Der Stadtrat zählt neun Mitglieder, und die dürfen nicht alle gleichzeitig in den Ferien sein.

Es ging schon anders

Markus Merki (GLP), Erstunterzeichner der Anfrage, sagt: «Ob zwei Monate in der Agenda eines Stadtrats kurzfristig sind, kann ich nicht beurteilen. Ich würde es aber sehr begrüssen, wenn ein Vertreter teilnehmen könnte und den Worten über den Austausch mit allen Religionen Taten folgen lassen würde.» Ein Hintertürchen hat sich der Stadtrat denn auch offen gelassen. «Der Stadtrat prüft zurzeit, ob ein Mitglied die Teilnahme dennoch ermöglichen kann.»

Besuche des Dalai Lama und öffentliche Empfänge werden immer von chinesischen Druckversuchen begleitet. 2010 kniff der Bundesrat; Stadtpräsidentin Corine Mauch, Regierungspräsidentin Regine Aeppli und Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer (alle SP) jedoch empfingen ihn in Rikon.

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  1. Kellersberger Birgitta

    Es ist eine echte SCHANDE, wie Politiker – ausgenommen der stets mutige Mario FEHR – sich von CHINA einschüchtern und dazu noch befehlen lassen. Mit Drohungen!! Eine Einmischung in unsere Schweiz. Während der Terrorstaat China, bei sich jede Kritik, verbietet!! Dasselbe zeigten Presse, der TagesAnzeiger, das CH TV, wie feige, wie schwach! Keine würdige Geste für ein weltweit verehrtes Oberhaupt des von CHINA geschändeten Staates TIBET: Wie sich der CH Bundesrat in Bern, ohne den gebührenden Respekt und Höflichkeit, vom DALAI LAMA fernhielt, ist erschreckend.

    Aus purer ANGST!!! vor CHINA!! Sollten CH Bürger NICHTS erfahren, also dem DALAI LAMA KEINEN FROHEN, GROSSEN EMPFANG geben dürfen!!

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