Allgemein Dalai Lama

Dalai Lama am 7. und 8. Februar 2015 in Basel: Pressestimmen

Der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter besuchte für zwei Tage Basel. In der St. Jakobshalle hielt er am 7. und 8. Februar 2015 Vorträge zu diversen buddhistischen Themen.  Pressestimmen dazu:

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www.dalailama2015.ch

20min (CH), 9.2.15, Adrian Jäggi
350 Freiwillige im Dienst Seiner Heiligkeit

7600 Personen besuchten am Wochenende die Auftritte des Dalai Lama. Hinter den Kulissen waren dafür rund 350 Volunteers tätig – zum Gotteslohn.

Sie sind allgegenwärtig in der St. Jakobshalle – die Volunteers mit ihren auffälligen grünen T-Shirts. 350 Personen aus sieben europäischen Nationen waren für den Event tätig. Im Rahmen einer Kick-Off-Veranstaltung Mitte Januar wurden sie den verschiedenen Aufgabenbereichen wie Einlass, Catering oder Saalbetreuung zugeteilt.

Eine der 350 freiwilligen Helferinnen ist Dewang Pema (26) aus Wallisellen. Die Kundenberaterin einer Bank ist Gruppenleiterin des so genannten Marktplatzes in der Halle, wo an 70 Ständen Waren verkauft werden.

Dank an den Tibet
Am Samstag und Sonntag war sie jeweils ab 6 Uhr früh auf ihrem Posten. «Es ist eine super Erfahrung», sagt die in der Schweiz geborene Pema. «Mit meinem Einsatz will ich dem Dalai Lama und dem Tibet meinen Dank aussprechen», erklärt sie ihre Motivation, als Volunteer zu arbeiten.

Aus Deutschland angereist sind Michaela Flint (40) und André Alvarez (44). Die beiden waren bereits Ende August beim Besuch des Dalai Lama in Hamburg als Volunteers engagiert. Die Event-Managerin und der Softwareberater hatten während ihres Einsatzes kaum Zeit, sich näher kennenzulernen. «Er hat aber immer gelacht», erinnert sich Flint. Drei Tage später trafen sie sich – und da funkte es.

Umzug nach Frankfurt
Flint zog wenig später zu ihrem neuen Partner nach Frankfurt. Zwar sind beide kein Buddhisten, sie verbindet und fasziniert jedoch die buddhistische Lebensphilosophie und die Handlungsweisen, wie sie unisono sagen. Beide sind in Basel für den gleichen Aufgabenbereich zuständig wie einst in Hamburg: Er managt die Akkreditierungen, sie die Beschilderungen in und um der Halle.

Die frisch verliebten – «Hochzeit haben wir im Moment keine geplant», sagt Alvarez – geniessen das Leben und den Moment. Die Stimmung in der Halle beschreiben sie trotz viel Arbeit als sehr entspannt.

Dem pflichtet auch Markus Metzger (48) aus Basel bei. Der gelernte Steuerexperte arbeitet beim Information Desk. Er sagt, dass «Mehrsprachigkeit von Vorteil ist»: Er sei Anlaufstelle für jegliches Problem. «Der Einsatz fägt total» – auch die Zusammenarbeit mit den anderen Volunteers. «Und wenn dann noch Zeit bleibt, in den Saal zu gehen und dem Dalai Lama zuzuhören, dann ist es perfekt», so Metzger.

 

Handelszeitung (CH), 7.2.15
Dalai Lama empfiehlt Kindern Ethik statt Religion

Zum zweiten Mal ist der Dalai Lama in Basel zu Gast. Er kritisiert fehlendes Mitgefühl und plädiert für mehr Moral und Ethik. Doch es gibt auch Protest gegen das geistliche Oberhaupt der Tibeter.

Der Dalai Lama hat in Basel eine Medienkonferenz abgehalten. Kriege im Namen der Religion seien schwer zu ertragen, sagte er. Jungen Menschen fehle heute teilweise das Mitgefühl – und Kinder sollten früh Moral und Ethik statt Religionen lernen.

Das geistliche Oberhaupt der Tibeter weilt zum zweiten Mal in Basel. Für die buddhistischen Rituale in der St. Jakobshalle vom Wochenende hatten sich rund 7600 Personen angemeldet. Vor seinem Hotel an der Schifflände versammelten sich am Samstag wie bereits am Vorabend bei seiner Ankunft einige Dutzend Anhänger mit Fahnen und Trommeln.

Alle tragen Mitverantwortung
Der Friedensnobelpreisträger von 1989 hat sich seit 2011 ganz aus der Politik zurückgezogen, um sich religiösen und philosophischen Fragen zuzuwenden, wie er vor den Medien ausführte. Er relativierte die Bedeutung von Ländern oder Kontinenten; alles hänge zusammen. Für Umweltprobleme wie die Erderwärmung trügen alle Mitverantwortung.

Toleranz und Respekt seien zentral. Angesichts der gegenwärtigen Krisen denke er, dass es der jüngeren Generation an persönlichem Mitgefühl fehle. Es brauche noch viel Aufklärung.

Eigene Überzeugungen hinterfragen
Auf das Missionieren durch die Bildung angesprochen, sagte der Dalai Lama, das Bildungssystem sei heute zu sehr auf materielle Werte ausgerichtet. Moral und Ethik müssten für alle wieder wichtig werden. Das sollten Kinder schon in der achten Klasse lernen, aber nicht in Form von Religionsunterricht.

Eine Milliarde Menschen bezeichne sich als nicht gläubig, doch unter den sechs Milliarden Gläubigen gebe es auch «Korrupte», die eigene Interessen verfolgten – als Beispiel nannte der Dalai Lama den Prunk-Bischof von Limburg. Eigene Überzeugungen müsse man immer hinterfragen und argumentieren, dürfe also niemandem einfach blind folgen.

Kritiker vor der Halle

Kritiker von der Shugden-Bewegung, die vor der Halle demonstrierten, werfen indes dem Dalai Lama Unterdrückung ihrer Glaubensrichtung vor. Sie seien auch nicht von China gesteuert, teilten sie per Communiqué mit. Tibet wird von China als Teil des eigenen Landes betrachtet und seit 1950 von Peking mit eiserner Hand regiert.

Der Dalai Lama stellte die Shugden-Anhänger als Fehlgeleitete dar, die von Buddhas Gedanken weit entfernt seien. Ihre Kritik sei ungerechtfertigt; Buddha zwinge niemanden, ihm zu folgen. Er selber begrüsse übrigens die Meinungsfreiheit in der Schweiz, sagte er lachend.

Zweiter Besuch
Auf Anfrage schätzte die Polizei die Zahl der Kundgebungsteilnehmer auf gegen 500 Personen – dieselbe Zahl nannte auch eine Shugden-Pressesprecherin. Weitere gegen 300 Dalai-Lama-Anhänger protestierten dort wiederum gegen die Gegner. Laut Polizei verlief alles friedlich.

Der Dalai Lama war schon mehrmals in der Schweiz, so 2013 in Bern. Basel besuchte er erstmals 2001 während einer grossen Tibet-Ausstellung im Basler Museum der Kulturen. (sda/tno)

 

Neue Zürcher Zeitung, 8.2.15, Beat U. Wieser

Shugden-Anhänger rühren in Basel kräftig die Trommel – Angriff auf den Dalai Lama auf einem Nebengeleise

Die buddhistische Splittergruppe der Shugden-Verehrer probt derzeit medienwirksam den Aufstand gegen den Dalai Lama. In Basel hat sie – wie zuvor schon in Washington und demnächst in Kopenhagen – das tibetische Oberhaupt als Lügner verschrien.

Tausende strömen in die St.-Jakobs-Halle zu Basel. Weder eine Fernsehshow noch ein Sportereignis ziehen die Leute an. Es ist ein bald achtzigjähriger buddhistischer Mönch, dessen ebenso komplexen wie trockenen theologischen Lesungen die Menschenmassen stundenlang zu folgen belieben. Asiatische und westliche Gesichter sind auf den bis unters Dach vollbesetzten Rängen auszumachen. Tibeter dominieren aber das Bild. Der Dalai Lama – von Washington gekommen und auf dem Weg nach Kopenhagen – wirkt auch in Basel wie ein Magnet.

Streit um einen Schutzpatron

Draussen vor der Halle, auf der anderen Strassenseite, haben sich mehrere hundert Personen vorwiegend westlicher Provenienz positioniert. Zusammen mit einer Handvoll Tibetern skandieren sie in eisiger Kälte ihre mit einem Schlagzeug rhythmisch untermalten Parolen, die den Dalai Lama als Lügner und Diktator darstellen. Die geschliffene Rhetorik der die Demonstranten begleitenden Mediensprecher vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass sich hier eine Randgruppe medienwirksam, aber unverhältnismässig aufbläht. Dass auf der anderen Strassenseite unterdrückte Menschen zu Tausenden zu ihrem Diktator strömen sollen oder dass sie selbst Unterdrücker sind, wirkt nicht glaubhaft.

Es gibt viele Spannungen und Risse in der tibetischen Gemeinschaft, so wie in jeder anderen religiösen Gruppierung auch. Das im Westen oft gepflegte Bild der Harmonie im Buddhismus und in der tibetischen Welt sagt mehr über eigene Sehnsüchte als über die Realität aus. Die Shugden-Bewegung, die sich neuerdings wieder stärker in Szene setzt und sich dem Dalai Lama geradezu an die Fersen heftet, um ihn bei jedem seiner Auftritte medienwirksam zu beschimpfen, ist weder neu, noch bewegt sie sich theologisch im Zentrum der buddhistischen Lehre. Der von ihr angefachte Streit befährt ein kleines Nebengeleise – so etwa, wie wenn man im Christentum eine Auseinandersetzung über irgendeinen Schutzpatron führen würde.

Der Buddhismus ist im Kern eine atheistische Religion, die ohne Schöpfergott auskommt. Im Zentrum stehen die Ethik, die Konzentration und Stabilität des Geistes und die Weisheit. Auf Buddhas Weg sind die Menschen zur Eigenverantwortung angehalten, falls sie zur Erleuchtung gelangen wollen. Die Anbetung von Schutzgeistern wie Dorje Shugden ist aber trotzdem traditionell ein Bestandteil des tibetischen Buddhismus. Sie hat aber keine kanonische Basis, und ihr Ursprung liegt wohl in der Vielfalt der Volksreligionen.

Tendenz zum Sektierertum

Der Dalai Lama, der eingesteht, früher unter anderem auch Shugden verehrt zu haben, hat diesen seit Jahrhunderten umstrittenen Kult Ende der 1970er Jahre verboten, weil er verhindern wollte, dass die Gläubigen ihr Heil in der Anbetung eines Schutzgottes zu suchen beginnen, statt den eigenverantwortlichen Weg Buddhas zu gehen. Überdies entspringt die Shugden-Verehrung der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus, der der jetzige Dalai Lama angehört. Er sah sich also besonders verpflichtet, im Sinne der buddhistischen Kernlehre einzugreifen – vor allem auch weil die Shugden-Anhänger sich gegenüber den anderen drei grossen Schulen abgrenzen, während er als Oberhaupt bis heute die Gemeinsamkeiten hervorhebt. Das ist auch der Grund, weshalb er im Shugden-Kult eine gefährliche Tendenz zum Sektierertum sieht.

Diese Entscheidung war unter den Tibetern nie unumstritten. Sogar politisch gab es seitens der Verhandlungsführer im Dialog mit den Chinesen Bedenken, dass mit dem Verbot ein innerer Zwist ausgelöst werden könnte, den Peking für eigene Zwecke instrumentalisieren würde. Dies ist dann tatsächlich auch geschehen. China fördert in Tibet die Shugden-Verehrung und stellt bei Einreiseanträgen von Exil-Tibetern die Frage nach deren Haltung zu Shugden. Trotzdem hat der Dalai Lama am Entscheid festgehalten, weil er sich als religiöses Oberhaupt nicht imstande sah, in einer solchen Frage nach den Erwägungen der politischen Taktik zu richten.

Das Verbot der Shugden-Verehrung ist nicht absolut, sondern betrifft vor allem den Einflussbereich der exiltibetischen Administration. Privat und in separaten Schulen und Klöstern kann Shugden praktiziert werden. Allerdings bittet der Dalai Lama nachdrücklich darum, dass Shugden-Verehrer nicht zu seinen Unterweisungen kommen, weil dann die im Buddhismus notwendige vertrauensvolle Lehrer-Schüler-Beziehung nicht entstehen könne.

Trotzdem hat das Verbot immer wieder zu Unruhe und Zwistigkeiten in der tibetischen Gemeinschaft geführt. Dabei ist es auch zu Verunglimpfungen, Bedrohungen und Übergriffen gekommen. 1997 wurden nahe der Residenz des Dalai Lama in Dharamsala drei Mönche brutal ermordet. Die indische Polizei erklärte, Shugden-Anhänger seien in die Bluttat verwickelt gewesen.

Westliche Eiferer

Internationale Aufmerksamkeit hat dieser innertibetische Streit vor allem durch westliche Shugden-Verehrer und deren Medienarbeit erhalten. Die Organisation, die in Basel kräftig die Trommel gerührt hat, nennt sich International Shugden Community (ISC) mit Sitz in den USA. Trotz aller Verschleierung sind enge Verbindungen zur Neuen Kadampa Tradition (NKT) auszumachen, einer von Kelsang Gyatso in Grossbritannien gegründeten und ganz auf seine eigene Person ausgerichteten buddhistischen Organisation mit über tausend Ablegern weltweit. Die NKT hat immer wieder Gruppen und Organisationen für Proteste ins Leben gerufen.

Es hat absurde Züge, wenn Westler mit Transparenten und Megafonen mit grimmiger Miene die Botschaft vom falschen Dalai Lama und von dessen Lügen in die kalte Winterluft hinausposaunen, während auf der anderen Strassenseite Tausende von Tibetern seiner Heiligkeit zuströmen. Auch unter den Anhängern des Dalai Lama dürfte es einige Shugden-Verehrer geben. Doch die meisten werden den Kult wohl nur privat praktizieren und wenden sich deswegen nicht von ihrem geistlichen Oberhaupt ab. Dass sie das nur unter grösster Repression tun, lässt sich in der St.-Jakobs-Halle nicht eruieren, und man mag es dem smarten Shugden-Sprecher trotz seinem gepflegten Englisch auch nicht glauben.

 

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